Häufig hört oder liest man Yoga im Zusammenhang mit Hatha. Was bedeutet Hatha-Yoga? Es gibt ein schönes Zitat von Iyengar, welches aus der Tradition des Tantrismus zu verstehen ist: "DER KÖRPER IST DER BOGEN, DAS ASANA DER PFEIL UND DIE SEELE DAS ZIEL." 

Ein gespannter Bogen setzt die Einheit zweier Pole voraus,  den Gegensatz aus der Spannung des Bogenholzes und der Bogensehne, die jeweils in entgegengesetzte Richtung ziehen. Damit der Pfeil in sein Ziel kommt, muss der Schütze das Gegensatzpaar so aufspannen, dass sich wie Heraklit sagt eine "Zurückspannnende Verbindung" ergibt. Gelingt dies im Asana berühren und verbinden sich auf unbeschreibbare Weise Körper und Seele.  

Die tantristischen Strömungen gehen grundsätzlich von Gegensätzen als konstitutiv für das Leben aus und erstreben eine Art Einheit dieser Gegensätze. Dies zeigt sich bereits im Namen Hatha-Yoga. Ha=Sonne (rechte Körperhälfte) und Tha=Mond (linke Körperhälfte) oder übersetzt auf Ebene des Nervensystems in die Sprache moderner westlicher Medizin Ha=symphatikus, Tha=parasympathikus.  Um sich dieser Einheit anzunähern, lasse ich die Übenden zum Beispiel gerne in einer sehr einfachen Übung spüren, ob sie mittig stehen, d.h. das rechte und das linke Bein tatsächlich gleichstark belasten und zentriert mit der Erde verbunden sind, um von hier den nächsten Gegensatz auszuleuchten zwischen Schwere (Erde) und Leichtigkeit (Raum).  Erde und Raum verhalten sich hierbei so zueinander wie Bogenholz und Bogensehen. Der geheimnisvolle Schlüssel, damit das Asana zum Pfeil werden kann ist dabei der Atem. Oftmals stellt sich nur eine Ahnung dieser Einheit ein oder "die Tiefe" dieser Einheit hält sich nur für wenige Sekunden. Aber es ist der Bemühung wert sich "dieser Tiefe" immer wieder anzunähern.

Nachfolgend ein paar Zitate großer Yogameister des letzten Jahrhunderts, Lehrer, die gerade auch für die Verbreitung des Yoga als körperlicher Praxis im "Westen" entscheidend waren. Das köperbetonte Yoga war für sie nie nur eine körperliche Ertüchtigungsübung: